Von Vancouver nach New York (3)

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25.08.1999, Im Indianerreservat

Ich werde hier nichts weiter über die Ungerechtigkeiten des Weißen Mannes erzählen, die er seinem Roten Bruder zugefügt hat. Im Fort Peck Damm, der 1940 fertiggestellt wurde, verbaute man 96 Millionen Kubikmeter (das ist ein Quadratkilometer, der 96m hoch aufgefüllt ist) Füllmaterial. Der Damm ist 6.5km lang und 76m hoch. Um 9 Uhr abends kam im City Park von Culbertson eine Fahrradfahrerin an. Kari aus Olympia, Washington, die in etwa die gleiche Strecke wie ich gefahren war, nachdem sie am 1.8. am Pazifik gestartet war. Mit ihr verbrachte ich die nächsten 5 Tage.

26.08.1999, Baden im Missouri

Eine für den Fahrradfahrer sehr angenehme Sache sind die Waschsalons. Für rund 2.50$ hat man innerhalb von 90 min frische Wäsche. Am Abend im Missouri gebadet, herrlich nach einem heißen Tag. Wir zelteten in der Nähe eines Gasthofes, Lund's Marina, der Apple Pie im Angebot hatte.


27.08.1999, In den Badlands (Gegenwind I)

Die nächsten 6 Tage gab es Gegenwind. Kein Lüftchen, sondern ein ausgewachsener Wind. Die Landschaft rund um den Missouri ist unfruchtbar und erlaubt höchstens extensive Weidewirtschaft. Ein Zufall, daß man es den Indianern für ein Reservat überlassen hat? Zwischen Williston und New Town sind es rund 100km ohne Einkaufsmöglichkeiten, die meisten der wenigen Häuser, die zu sehen sind, sind verlassen.

28.08.1999, Turtle Lake (Gegenwind II)

Wind, Wind, himmlisches Kind. Von morgens bis abends stetig, aber heftig, aus Ost. Dazu noch ein kleiner Wirbelwind, eine Windhose und Regen satt. In Montana waren oft Heuschreckenplagen biblischen Ausmasses auf den Strassen zu sehen, auf dem Weg von Feld zu Feld. Hier in North Dakota sind tausende Frösche unterwegs, die unbedingt die Strasse queren müssen.

29.08.1999, Im Herzen von North Dakota (Gegenwind III)

Im Herzen von North Dakota, "the heart of North Dakota", so wirbt McClusky für sich. Und es liegt tatsächlich in der Mitte des Staates. Man verbinde die 4 Ecken des rechteckigen North Dakota mit Diagonalen, dann liegt im Schnittpunkt McClusky. Regen und Gegensturm den ganzen Morgen und keine Aussicht auf Besserung ließ uns mittags in eine Kneipe abbiegen und, nachdem wir einige Zeit verzweifelt durchs Fenster auf die Strasse geschaut hatten, im Motel daneben nach einem Zimmer fragen.

30.08.1999, Ein grandioses Abendessen (Gegenwind IV)

Trotz Gegenwind, doch ohne Regen schafften wir heute mehr als 200km. Eine Familie mit norwegischen Ahnen feierte am Abend ein Fest im City Park von Culbertson und lud zum Mitfeiern/essen ein. Nach zahlreichen Tellern Nudel-/Kartoffel-/Gurkensalat, Grillfleisch und Würsten, Chips etc., gab es Kaffee und Kuchen. 10 Schnitten davon fanden Platz in meinem Magen. Eine Dusche danach im City Park, eine Seltenheit und ich schlief wie ein Ratz. Seltsamerweise ohne Magenbeschwerden.

31.08.1999, Fargo (Gegenwind V)

Kari bog heute nach Norden ab, um in einem Bogen auf ihr Ziel St Paul zuzufahren. Ich wollte nach Fargo. Der Wind drehte folgerichtig nach Süden, wo ich hinwollte. Mit 15km/h unter größter Anstrengung vorwärtsgestrampelt. Fargo ist riesengroß, schachbrettartig angelegt und hat eigentlich keine Attraktionen. Doch wer den Film gesehen hat, der sollte, wenn er mal in der Nähe ist vorbeischauen. Mein abendlicher Ausflug vom Zeltplatz in die Stadt endete in einem Drive-In McDonalds auf der Hauptstrasse, die sich von den anderen Strassen in Fargo nur durch ihre niedrigste Nummer auszeichnet. Dort gab es einen Milchshake und ich konnte lesen und das Treiben im Zentrum von Fargo beobachten. Grandios.



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